ADFC Stellungnahme zu den Fahrradstraßenanträgen im Bezirksrat Südstadt-Bult
Wir sehen in den Anträgen den Versuch, die katastrophalen Entscheidungen zur Abschaffung der meisten Fahrradstraßen in Südstadt-Bult teilweise zu revidieren. Wir halten diesen Versuch aber in dieser Form für bei Weitem nicht ausreichend.
Natürlich begrüßen wir, dass die Fahrradstraßen Masch-/Meter-/Alte Döhrener Straße erhalten bleiben sollen - wir fordern aber, dass dies auch auf der genauso wichtigen Querverbindung Bürgermeister-Fink-Straße, der Akazienstraße und im Straßenzug Brehmstraße-Menschingstraße passiert. Natürlich begrüßen wir, dass die Langensalzastraße zur Fahrradstraße aufgewertet werden soll - wir fordern aber, dass auch die Kortumstraße als wichtige Umgehung der Marienstraße fahrradfreundlich bleibt.
Natürlich begrüßen wir die Einrichtung neuer Modalfilter auf der Alten Döhrener Straße und beim Robert-Koch-Platz - wir fordern aber, dass auch die wichtige Kfz-Durchfahrtssperre zwischen Am Südbahnhof und Stolzestraße umgesetzt wird. Natürlich begrüßen wir, wenn neue Fahrradbügel aufgestellt werden - wir fordern aber, dass dies nicht zu Lasten des Platzes für den Fußverkehr geschieht. Und natürlich begrüßen wir es, wenn die überflüssige Ampelanlage an der Kreuzung von Alter Döhrener, Meter- und Bürgermeister-Fink-Straße abgebaut wird - wir fordern aber, dass dies zur Schaffung eines attraktiven Stadtteilplatzes und nicht zu neuen Parkplätzen beiträgt.
Im Großen und Ganzen wirken die Anträge auf uns, als ob dem Radverkehr genau die Brotkrumen hingeworfen werden, die die Beibehaltung oder sogar Ausweitung des fahrenden und vor allem ruhenden Kfz-Verkehrs nicht behindern. Diese Grundtendenz sehen wir mit großer Sorge. Das Fahrrad ist - neben dem Fußverkehr und dem ÖPNV - ein wesentliches Verkehrsmittel für die erweiterte Alltagsmobilität in einem so dicht besiedelten Gebiet wie der Südstadt-Bult. Mit der Abschaffung der Fahrradstraßen sinkt seine Wahrnehmbarkeit spürbar - zu Lasten der Verkehrssicherheit. Gleichzeitig wird der Kfz-Verkehr gestärkt und damit Erwartungen geweckt, die unerfüllbar sind. Verkehrsgefährdendes Falschparken ist schon heute ein großes Problem in der Südstadt. Wenn die Pläne zur Nachverdichtung bspw. durch den Ausbau von Dachgeschossen umgesetzt werden, wodurch die Kfz-Anzahl ebenfalls steigt, verschärft sich diese Situation nochmals deutlich. Dem würde durch eine Förderung alternativer Verkehrsmittel - auch zu Lasten des Privat-PKW - entgegengewirkt - und genau das machen die vorgelegten Anträge nicht in hinreichendem Maße.
Der ADFC hat in seinem Stadtteilaktionsplan in den Jahren 2022/2023 den Erhalt aller seinerzeit vorhandenen Fahrradstraßen und die Ergänzung um eine Reihe neuer Fahrradstraßen gefordert. Im Jahr 2023 haben wir dem mit einer Fahrraddemonstration und 2024 mit einer Onlinepetition Nachdruck verliehen. Wir hatten seinerzeit auch durchaus positive Rückmeldungen von politischen Vertretenden im Bezirksrat bekommen. Wir erinnern zudem daran, dass beispielsweise ein Antrag auf Einrichtung der Schlägerstraße als Fahrradstraße 2021 (Ds. 15-0478/2021 F1) von der Verwaltung positiv beschieden wurde und seither auf Umsetzung wartet.
Wir fordern deshalb weiterhin den Erhalt aller Fahrradstraßen, mindestens wie von der Verwaltung im Sommer 2023 vorgesehen, sowie die Ausweisung weiterer Fahrradstraßen und anderer verkehrslenkender Maßnahmen, sodass alle Menschen in der Südstadt flächendeckend sicher und komfortabel mit dem Fahrrad unterwegs sein können.
Ansprechpersonen:
Dirk Hillbrecht, Vorstandsmitglied ADFC Stadt Hannover, dirk [at] hillbrecht.de
Bianca Sieg, Geschäftsstellenleitung ADFC Stadt Hannover, stadt [at] adfc-hannover.de