
ADFC zum Schiffgraben - Vorgehen des Verkehrsministers ist unverantwortlich
Der Allgemeiner Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hält das Vorgehen von Verkehrsminister Althusmann für unverantwortlich und gefährlich.
Der Allgemeiner Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hält das Vorgehen von Verkehrsminister Althusmann für unverantwortlich und gefährlich. "Es macht fassungslos, wie der Minister sich hier nach Gutsherrenart gegen eine komplette Stadtgesellschaft, die versammelten Expert*innen und die Realität stellt.", sagt ADFC-Vorstand Dirk Hillbrecht.
Das Verkehrsministerium will die städtische Verwaltung anweisen, den im Sommer 2021 eingerichteten Popup-Radweg unter der Bahnbrücke am Schiffgraben zugunsten einer weiteren Kfz-Fahrspur zurückzubauen. "Am Schiffgraben wurde durch eine einfache Maßnahme Platz und Sicherheit für den Fuß- und Radverkehr nachhaltig verbessert. Den an die Wand gemalten 'Verkehrsinfarkt' für den Kfz-Verkehr hingegen hat es nie gegeben. Die Brechstangenmethode, mit der Althusmann hier die Uhr zurückdrehen will, zeigt, wie substanzlos sein Vorgehen ist", so Hillbrecht weiter. "Minister Althusmann macht sich hier zum Kämpfer für eine vorgestrige Verkehrs- und Gesellschaftspolitik. Das Auto als alleiniges Zentrum in der Verkehrsplanung hat ausgedient. Gerade an Engstellen wie auf dem Schiffgraben heißt das, dass der Autoverkehr Platz abgeben muss. Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft in Hannover haben das mittlerweile begriffen, der niedersächsische Verkehrsminister offensichtlich noch nicht."
Es mag sein, dass die niedersächsische Landesregierung sich mit ihrem abenteuerlichen Kurs auch bereits gegen die geplante Umgestaltung der hannoverschen Innenstadt zu positionieren versucht. Hillbrecht ist sich sicher: "Dieser Schuss wird nach hinten losgehen. Schon vor den Kommunalwahlen 2021 haben die nassforschen Anweisungsversuche des Ministers überall für Kopfschütteln gesorgt. Das ist jetzt nicht anders. Eine moderne Verkehrspolitik ist mit einem Verkehrsminister Althusmann offensichtlich nicht machbar. Dankenswerterweise sind ja dieses Jahr Landtagswahlen."
Für den Vorschlag des Ministers, statt einer ausgebauten Radfahrspur die Seitenanlage für Fuß- und Radverkehr etwas zu verbreitern, findet Hillbrecht klare Worte: "Zweieinhalb Meter sind heutzutage schon für den Radverkehr allein eher ein unterer Grenzwert. So etwas im Jahr 2022 in einem engen, dunklen Tunnel für einen gemeinsamen Fuß- und Radweg vorzuschlagen, ist einfach armselig. Minister Althusmann gefährdet hier Menschen. Er sollte Verkehrsplanung denjenigen überlassen, die etwas davon verstehen."
Für Rückfragen:
Dirk Hillbrecht
ADFC Stadt Hannover
Vorstand
d.hillbrecht [at] adfc-hannover.de
Hintergrund:
Pressemitteilung des ADFC zur Diskussion um den Schiffgraben im September 2021: https://hannover-stadt.adfc.de/pressemitteilung/schiffgraben-ratspolitik-und-adfc-stehen-voll-hinter-dem-verkehrsversuch
Schwerpunkt-Artikel in der ADFC-Zeitschrift HannoRad zum Schiffgraben (S.14 f.): https://www.hannorad.de/wp-content/uploads/hannorad2021-3.pdf
Beim ADFC-Verkehrswende-Dialog im September 2021 haben die verkehrspolitischen SprecherInnen aller Ratsfraktionen übereinstimmend diesen Verkehrsversuch als erfolgreich beurteilt, Video-Ausschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=zacv_6KrY5M