Steintor: Siegerentwurf ignoriert Radverkehr und Steintor-DNA
ADFC fordert Einbeziehung der zweit- und drittplatzierten Entwürfe in die Bürger*innenbeteiligung
Der von einer Architektenjury mit dem 1.Preis versehene Entwurf eines Berliner Büros vernachlässigt vollständig die am Steintor gegebenen Verkehrswege der Radfahrenden und Fußgänger*innen. Die mitten in die traditionelle Achse von Georgstraße und Lange Laube gesetzte Stele verdrängt den Radverkehr an die Ränder des Platzes. Mit der Stele und ihrer Einbettung in den Platz werden die Verkehrsbeziehungen des Platzes gebrochen. Die Übergänge zwischen dem Steintorplatz und der Langen Laube bleiben genauso wirr wie die weitere Führung entlang der Georgstraße zur Schillerstraße. „Bei diesem Entwurf bekommen die Radfahrenden vermittelt: wir sind hier unerwünscht. Das steht im Gegensatz zu dem erklärten Ziel der Stadt Hannover, den Radverkehrsanteil auf mindestens 25% zu steigern“, kritisiert Sprecher Eberhard Röhrig-van der Meer.
Diese Planung steht im Widerspruch zur Steintorplatz-DNA, die mit großem Aufwand im Rahmen einer Bürgerbeteiligung erarbeitet wurde. Die DNA gibt eindeutig vor, dass der Radverkehr gebündelt mittig über den Platz zu führen ist. Diese Anforderung trägt den realen Gegebenheiten des am Steintor sehr starken Radverkehrs Rechnung: mehrere bisherige Hauptrouten und künftige Velorouten queren den Platz.
„Der ADFC ist in großer Sorge, dass im Falle einer Realisierung des erstplatzierten Entwurfs mit permanenten erheblichen Konflikten zwischen Radfahrenden und Fußgänger*innen auf dem Steintorplatz sowie in der Georgstraße mit dem Taxiverkehr zu rechnen ist“, sagt Röhrig-van der Meer. Er fordert die Einbeziehung der zweit- und drittplatzierten Entwürfe in die Diskussion. Die Planer*innen dieser Entwürfe, Büros aus Hannover und Rotterdam, haben sich sichtlich mit den Mobilitätsanforderungen an den Steintorplatz befasst und sind zu überzeugenden Lösungen gekommen, die ein harmonisches Miteinander erwarten lassen. Ihre Auszeichnung mit Preisen macht deutlich, dass sie gleichwohl eine überzeugende Platzgestaltung beinhalten.
„Es ist unverständlich, wie Stadtbaurat Bodemann und die Architektenjury sich über die Mobilitätsanforderungen des Steintorplatzes völlig hinwegsetzen, zumal diese in der Steintor-DNA deutlich benannt sind. Für die Hannoveraner*innen hat die zukunftsfähige Gestaltung von Mobilität einen hohen Stellenwert, das ist zuletzt im OB-Wahljahr sehr deutlich geworden“, sagt Röhrig-van der Meer.